Glaube

Der Glaube steht am Anfang unserer Beziehung mit Gott, und damit ist der Glaube gewisser­maßen unser Zugang zur persönlichen Beziehung mit Gott. Im Hebräerbrief 11:6 lesen wir.

Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muß glau­ben, daß er ist, und denen, die ihn suchen, ein Belohner ist.

Wie wir hier lesen, geht es beim Glauben nicht allein um ein „für wahr Halten“, wie es wohl man­che zu verstehen scheinen, sondern vielmehr darum, eine lebendige Beziehung mit dem unsichtba­ren Gott, dem Schöpfer von Himmel und Erde aufzunehmen.

Weder doktrinäre Grundsätze noch Gepflogenheiten können der Lebens-Puls unseres Glaubens sein, auch nicht unsere Zugehörigkeit zu einer Organisation, egal wie fromm und christlich diese sein mag. Glaube kann nicht festgeschrieben, organisiert oder statisch sein, er kann nicht in Grundsätze gefasst werden und er kann auch nicht theoretisch vermittelt werden.

Glaube wird von Gott gegeben, vom Menschen empfangen, gelebt, gesehen, gepflegt, genährt, bewahrt und durch Satan angegriffen und getestet. Der Glaube kann bei schlechter Pflege erkranken, und im schlimmsten Fall geht er verloren. Glaube, der nicht wächst und sichtbar wird, kann nicht der Glaube sein, von dem im 11. Kapitel des Hebräer­briefs die Rede ist.

Glaube nährt sich aus der immerwährenden Gemeinschaft des Glaubenden mit seinem Schöpfer. Glaube bedeutet, Gott zu hören und das vom Ihm Gehörte zu tun, Ihn zu „sehen“ und Ihm zu folgen. Wir haben keinen Glau­ben aus uns selbst, noch besitzen wir die Fähigkeit zu glauben in uns selbst, sondern da er eine Gabe Gottes ist, kann der Glaube nur in der Gegenwart Gottes existieren. Fern von Gott können wir nicht glauben, sondern der Glaube wird einzig in Gott gefunden und gelebt, deshalb steht im Hebräerbrief 12:2

…hinsehen auf Yeschua, den Anfänger (Urheber) und Vollender des Glaubens.

Unser Glaube fängt in Yeschua an und unser Glaube wird auch in Ihm vollendet werden. In Ihm zu sein heißt, in der Heiligung zu leben, durch Ihn zu leben. Yeschua hat am Kreuz das Werk Gottes vollendet, das der Vater für ihn bereitet hatte, und so wie Er durch Seinen Glaubenswandel der Urheber und Vollender des Glaubenslebens geworden ist, besteht die Vollendung „Seines Glaubens“ in uns darin, so wie Er in den Werken zu wandeln, die Gott vor Grundlegung der Welt für Ihn wie auch für uns bereitet hat (Eph. 2:10).

Durch Glauben allein, ohne Werke

Wie oft haben wir schon gehört, daß der Apostel Paulus angeführt wurde um mittels seiner Briefe zu erklären, daß wir aus Glauben allein erlöst sind, ohne Werke. Es ist schon so, daß wir dem Erlösungswerk Yeschuas nichts hinzufügen können. Keiner von uns kann für die Sünden eines anderen sterben, sondern jeder Sünder stirbt seiner eigenen Sünden wegen. Wer jedoch umkehrt und seine Hoffnung auf den Kreuzestod von Yeschua setzt, wird zu Gottes Besitz und hat nun die Möglichkeit, als Gottes Kind unter Seiner Herrschaft und in Seiner Gegenwart durch die Kraft des Heiligen Geistes zu leben. Und das ist in den Briefen des Paulus mit dem Wort „Glauben“ umschrieben.

Der Autor des Hebräerbriefs erklärt uns ganz ausdrücklich und ausführlich, wie unsere Glaubensväter zur Zeit des Alten Bundes ihren Glauben lebten. Der größte Glaubenszeuge in jener Aufzählung ist wohl Abraham. In Hebräer 11:8-17 lesen wir fünfmal vom Glauben Abrahams.

Um das Wesen des Glaubens Abrahams zu verstehen, genügt es nicht, die lexikalische Bedeutung des griechischen Wortes zu verstehen wie es im Neuen Testament verwendet wird. Das Konzept des Glaubens, der im Hebräerbrief beschrieben ist, stammt nicht von den Griechen, sondern von Vätern des Glaubens wie Abraham, wie sie uns in der Heiligen Schrift der Hebräer begegnen.

In der hebräischen Bibel, dem sogenannten Alten Testament ist das Wort, welches wir mit Glauben übersetzen אמונה, Emunah. Die Wurzel des Wortes sind die Buchstaben Aleph, Mem und Nun, א.מ.נ, welche auch das Wort „Amen“ formen. Aus denselben Buchstaben bilden wir Hebräer Begriffe wie: Eine Tätigkeit Üben, Vertrauen haben, für Wahr halten, Fähig sein, Stark sein, Wahrhaftig sein, Ehrlich sein, Treu sein, eine Kunst beherrschen etc.

Dies zeigt uns, daß das hebräische Wort Emunah einen sehr viel weiteren Bedeutungsumfang hat als das deutsche Wort „Glauben“. Der biblische Emunah-Glaube verbindet innere Überzeugung nahtlos mit Lebenspraxis. Paulus ging es bei seiner Unterscheidung von Glaube und Werken nicht darum, das Handeln der Nachfolger Yeschuas von deren Überzeugungen zu trennen, sondern den wahren Glaubenswandel von rein religiösen Übungen abzugrenzen. Wenn er den Glauben der Nachfol­ger Yeschuas gegen die traditionell-jüdischen Werke der Selbstgerechtigkeit und der Vorschriften von Anhängern menschlicher Institutionen kontrastierte, ging es ihm darum die gelebte und sichtbare Gottesbeziehung, welche durch das Wort Emunah zum Ausdruck gebracht wird, ins Zentrum des Verstehens zu rücken.

Auch Paulus war sich gewahr, daß der Glaube fast ausschließlich in den Werken eines Menschen verwirklicht wird, denn die Gedanken und Überzeugungen eines Menschen sind an und für sich gestaltlos und für Dritte nicht erfassbar. Reiner „Kopfglaube“ kann daher auch nicht wirklicher Glaube sein. Wenn der Glaube in den Gedanken verbleiben könnte, hätte wohl auch der Glaube Abrahams in seinem Kopf verbleiben können, ohne in seinen Taten für uns Nachgeborene sichtbar und nachvollziehbar zu werden. Aber dann würden wir von ihm in der Bibel keine Silbe lesen. Er wäre tot und vergessen und müsste wahrscheinlich sogar als Ungläubiger in die Verdammnis gehen. Denn, wie wir von Jakobus 2:20 wissen:

Glaube ohne Werke ist tot.

Werke

Und damit kommen wir zur Moral dieses Briefs, nämlich zu unserem Widerspruch gegen das Gläubig-Sein, welches nicht bis in die Hände und Füße reicht. Solcher Glaube ist unbiblisch und gegenstandslos, denn er hat weder Hand noch Fuß!

Wer glaubt, kennt Gott und rechnet jederzeit mit Ihm, und zwar in den unterschiedlichsten Umständen seines Lebens. Er ist mit Gott in ständigem Gespräch, hört Ihn und tut das Gehörte, aber sein größtes Anliegen ist, andere Menschen diesem Gott nahe zu bringen, an den er glaubt, weil Er für ihn zum Erlöser wurde. Wer glaubt, gehört nicht mehr sich selbst, sondern Dem, an Den er glaubt. Insofern wir in der Erkenntnis Gottes wachsen, verändern sich unsere Lebensinhalte, unsere Einstellungen, unser Denken und unser Handeln. Wir sind nun nicht mehr von dieser Welt, sondern wir sind jetzt Gesandte Gottes in diese Welt.

Beziehung

Yeschua sagt in Johannes 10:27:

Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir.

Viele Christen leben in der Täuschung, an Yeschua zu glauben reiche, um ewiges Leben zu haben. Aber am Ende geht es nicht wirklich darum, daß wir Ihn kennen, sondern vielmehr darum, daß Er uns kennt. Woher aber können wir die Gewissheit bekommen, dass Er uns kennt, und dass Er Sich zu uns vor dem Vater und den Engeln bekennen wird?

Yeschua nennt nur einen einzigen Grund, warum Er uns vor dem Vater und vor Seinen Engeln bekennen werde, nämlich wenn wir Ihn vor den Menschen bekennen (Mat. 10:32-33). Doch unser Zeugnis von Ihm ist nur dann wahr, wenn wir unser Leben an Seiner Seite leben, und zwar in einer Weise, die Ihn widerspiegelt. ER Selbst hat uns vor der Gefahr gewarnt, einer Täuschung zu folgen:

Er aber sprach: Seht zu, dass ihr nicht verführt werdet! Denn viele werden unter mei­nem Namen kommen und sagen: Ich bin es (Lukas 21:8)

Das Licht auf den Leuchter setzen

Wenn Yeschua bisher noch nicht in allen Bereichen deines Lebens regiert, dann ist heute der Zeitpunkt gekommen, Ihn hereinzulassen in die dunklen Winkel deines Lebens und Webens. Entweder regiert Gott uns ganz, oder Er regiert uns gar nicht. Lass die Welt sehen, wer dein Herr ist und wohin du unterwegs bist, so wie das auch Abraham getan hat. Als Gott ihn rief, ließ er alles hinter sich und wurde ein Fremdling in dieser Welt. Die Bibel nennt ihn Vater des Glaubens, weil Er vor Gott wandelte, und weil er Gott wohlgefiel.

Es möchte doch wohl jeder von uns Yeschua an jenem Tag sagen hören:

Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen: gehe ein in die Freude deines Herrn (Matt. 25:21)