Priester 1/2

Teil 1 von 2

Eigentlich ist dieses Paradigma zu komplex, um es in einem Rundbrief zu bearbeiten. Aber wir wollen es dennoch versuchen, denn es ist ungemein wichtig, daß Menschen, welche sich als Christen bezeichnen, dieses Paradigma richtig verstehen.

Priester in der Bibel

Melki Tsedek

Die hebräische Bibel kennt mehrere Worte für den Priester. Am bekanntesten dürfte der Kohen (כהן) sein. Ein Kohen ist ein Nachkomme Aharons, des Bruders von Mosche. Das Eigenartige ist, daß der Begriff in der Bibel zum ersten Mal vorkommt, lange vor der Zeit von Mosche und Aharon. Der erste Kohen ist nämlich Melki Tsedek, der König-Priester von Salem (Jerusalem). Wir finden das in 1 Mose 14:18-20:

18 Aber Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein herbei. Und er war ein Priester Gottes, des Allerhöchsten.  19 Und er segnete ihn und sprach: Gesegnet sei Abram vom allerhöchsten Gott, dem Besitzer des Himmels und der Erde.  20 Und gelobt sei Gott, der Allerhöchste, der deine Feinde in deine Hand geliefert hat! Und Abram gab ihm den Zehnten von allem. (Schlachter 51)

Zwei Dinge unterscheiden diesen Priester von allem, was gemeinhin als Priester verstanden wird: Dieser Priester bekleidet ein weltliches und ein geistliches Amt gleichzeitig, und er ist ohne Herkunft.

Melki Tsedek kommt in der Bibel zehnmal vor, zweimal im AT und achtmal im NT. Die andere Stelle im AT finden wir in Psalm 110:4:

Der HERR hat geschworen und wird es nicht bereuen: Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks! (Schlachter 51)

Die restlichen acht Referenzen auf Melki Tsedek befinden sich alle im Hebräerbrief, jedes Mal mit Hinweis darauf, daß Yeschua zu der Ordnung Melki Tsedeks gerechnet werden muß, sowie auch wir, die wir ein königliches Priestertum der gleichen Art empfangen haben, als wir an Yeschua gläubig wurden (vgl. 1 Petr 2:9-12) .

Wahres Priestertum

Zwei andere Begriffe werden im AT verwendet, um einen Priester zu bezeichnen: Levite (לוי) und Komer (כומר). Leviten sind Angehörige des Stammes Levi, welcher von Gott am Sinai ausgewählt wurde, am Tempel zu dienen. Ein Komer ist ein heidnischer Priester, der den Götzen dient. Der Begriff findet sich nur zweimal in der Bibel, nämlich in 2 Kön. 23:5 und Zeph. 1:4. Nichtjüdische Priester werden auf Hebräisch mit diesem Titel genannt. Der wahre Priester jedoch ist ein Kohen. Er dient vor Gott im heiligen Bezirk des Tempels, indem er die täglichen Opfer bringt, räuchert, den siebenarmigen Leuchter anzündet und die Schaubrote auflegt. Einmal im Jahr geht er mit dem Blut des Lammes in das Allerheiligste, um Sühnung für die Sünden des Volkes zu erwirken. Gemeinsam mit Melki Tsedek, der den gleichen Titel Kohen trägt, ist er ein Vorschatten auf Yeschua, der auf der einen Seite mit Seinem eigenen Blut in das Heiligtum des Himmels eingetreten ist und ein für alle Mal Sühne gewirkt hat für die Sünde eines Jeden, der glaubt. Auf der anderen Seite aber ist er auch der einzige, der die beiden Ämter des Königs und des Priesters in Sich vereinen kann.

Allgemeines Priestertum

1 Petr 2:9-12   9 Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündiget, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat,  10 die ihr einst nicht ein Volk waret, nun aber Gottes Volk seid, und einst nicht begnadigt waret, nun aber begnadigt seid.  11 Geliebte, ich ermahne euch als Fremdlinge und Pilgrime: Enthaltet euch von den fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten;  12 und führet einen guten Wandel unter den Heiden, damit sie da, wo sie euch als Übeltäter verleumden, doch auf Grund der guten Werke, die sie sehen, Gott preisen am Tage der Untersuchung. (Schlachter 51)

In diesen vier Versen gibt uns Petrus 14 zentrale Charakteristika des Priestertums zu welchem wir gerufen sind.

Auserwähltes Geschlecht
Königliches Priestertum
Heiliges Volk
Volk des Eigentums
Verkündiger der Tugenden Gottes
Berufene zum Licht
Gottes Volk
Begnadigte
Fremdlinge
Pilger
Enthaltsame
Vorbilder
Verleumdete
Zeugen

Jeder dieser Begriffe müßte nun im Detail ausgeführt werden. Aber das würde den Rahmen dieses Rundbriefs sprengen. Doch nehmen wir uns die Zeit und machen uns Gedanken über die einzelnen Charakteristika, denn diese machen unsere Berufung und das Ziel sichtbar, welche wir als Nachfolger Yeschuas ins Auge fassen und anstreben müssen.

Off. 1:5b-6 Ihm, der uns liebt und uns durch sein Blut von unsren Sünden gewaschen und uns zu einem Königreich gemacht hat, zu Priestern für seinen Gott und Vater: ihm gehört die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit! Amen. (Schlachter 51)

Johannes, in der Einleitung für die Offenbarung, gibt uns diese wunderbare Einsicht über die Priesterschaft, zu welcher wir berufen sind. Er zeigt uns das Werk des Hohepriesters Yeschua, das Er für uns getan hat, damit wir ebenso ein priesterliches Volk werden. Wir wollen noch einmal innehalten und uns in die einzelnen Aussagen vertiefen, damit uns der Heilige Geist in Dank und Anbetung führen kann.

Ihm (Yeschua)
Der uns liebt
Durch Sein Blut
Wäscht Er uns rein
Von unseren Sünden
Er macht uns zu einem Königreich
Er macht uns zu Priestern
Für Seinen Gott
Für Seinen Vater
Er ist der Besitzer der Herrlichkeit
Er ist der Besitzer der Macht
Für alle Ewigkeit
Er ist das Amen
Die Wahrheit bleibt ewig

Man muß gut hinsehen, um zu erkennen, daß auch diese Liste 14 Elemente enthält. Diese Zahl ist kein Zufall, sondern ein Hinweis darauf, worum es hier geht. Die Sieben ist das Symbol der Gegenwart Gottes in der Gemeinde. In der Verdoppelung ist sie das Symbol für die Gemeinschaft und das Zusammenwirken von Gott mit Seinem Volk. Die doppelte Sieben symbolisiert das Wesen der Priesterschaft.

Heiligung

Die christliche Welt sieht vielerorts nicht so aus, daß sie Gott und dem Evangelium viel Ehre bringen würde. Wir brauchen nur, jeder von uns, vor einen Spiegel zu stehen und die Augen zu öffnen, um den Grund für die Mängel zu erkennen. Aber Gott hat uns nicht nur eine Liste von Anforderungen übermittelt, sondern auch eine Lehre, die uns auf den richtigen Weg zum Ziel bringt. Wir wollen hier in aller Kürze verdeutlichen, was die Bibel als Anfang für den richtigen Weg zur Erfüllung unserer priesterlichen Berufung rät. Wenn wir damit anfangen, wird alles andere folgen.

1.     Erwachen

Um eine Änderung in unserem Leben vollziehen zu können, müssen wir zuerst zu der Einsicht gelangen, daß unser Leben nicht dem Ideal entspricht, das wir uns wünschen. Das Wort Gottes ist der Spiegel. Wenn wir hineinblicken, kommt der  Moment der Erkenntnis, das „Erwachen“.

2.     Erforschen

In dem Augenblick, wo uns unsere Situation als verdorben und in Gottes Augen ungenügend bewußt wird, dürfen wir nicht die Augen verschließen, noch sollen wir uns in die rettenden Arme des übervollen Terminplaners flüchten. Und wir dürfen auch dem Teufel nicht glauben, der uns weismachen will, daß wir halt so sind, und daß wir es ohnehin nicht schaffen uns zu ändern. Jetzt ist der Augenblick der Änderung gekommen. Heute ist der Tag des Heils, also laßt uns die Dinge genau untersuchen und herausfinden, warum wir uns an diesem Ort in unserem Leben befinden.

Laßt uns die Konzessionen an unser(e/n) Ehe, Familie, Nachbarschaft, Arbeit, Gemeinde, Gesellschaft, Ethik, Religion, Ansehen, Bildung, Sicherheit, Stand, Vermögen, Rechte, Integrität etc. unter die Lupe nehmen und nachprüfen, wieviel davon aus der Zusammenarbeit mit Gott stammt.

Laßt unser Augenmerk vom Geist Gottes auf die Dinge wenden, wo wir versagt haben, wo wir uns schämen, wo wir keine Vorbilder waren, wo wir in Rebellion verharren, wo wir doppelte Standards verwenden.

Laßt uns miteinander auf Gott hören, wie Er die Situation unserer Kinder einschätzt und welchen Anteil wir daran haben.

Inwiefern haben wir unseren Kindern den gottlosen Lebensstil vorgelebt, den sie jetzt wählen?

Inwiefern haben wir unser Leben auf materielle Werte abgestützt, auf menschliche Werte vertraut, der Wissenschaft mehr geglaubt als Gott, das Vergnügen mehr geliebt als die Gemeinschaft mit Ihm, der uns erkauft hat…

3.     Bekennen

Und wenn die Liste erstellt ist, dann laßt uns vor Gott Busse tun und den priesterlichen Dienst Yeschuas in Anspruch nehmen. Aus der empfangenen Vergebung, lasst uns den Menschen in die Augen sehen, die wir durch unseren lauen Wandel geschadet haben. Laßt uns Verantwortung für unsere Schuld übernehmen und bekennen, daß wir versagt haben. Laßt uns einander ins Gesicht um Vergebung bitten und laßt uns einander ins Gesicht vergeben.

4.     Umkehren

Aber keine Bitte um Vergebung ist abgeschlossen, solange wir der Vergangenheit, den Bosheiten und Irrtümern nicht konsequent den Rücken kehren und uns für Gott und nur für Gottes Wege entscheiden.

5.     Handeln

So laßt uns die Gelegenheit ergreifen und handeln! Denn nur insofern wir unseren Glauben in die Tat umsetzen ist er auch lebendig. Und nur indem wir in der Busse leben, können wir Gott als Priester dienen.