Feigenbaum

„Von dem Feigenbaum aber lernet das Gleichnis…”        Matt.24:32

Wir haben einen Feigenbaum in unserem Garten, der einzigartig gute Früchte bringt, und wir wollen in diesem Brief mit euch einige Gedanken über diesen Baum, seine Blätter und seine Früchte teilen.

Der Feigenbaum ist der erste namentlich erwähnte Baum der Bibel. Die Feige heißt auf Hebräisch Te’enah (תאנה). Das Wort klingt an ein anderes hebräisches Wort an, welches „Begehr” bedeutet, oder „Lust”.

Der Feigenbaum hat drei- bis fünfgefiederte Blätter, welche an menschliche Hände erinnern oder auch an männliche Genitalien. Es ist eine Besonderheit des Feigenbaums, dass er im Frühjahr gemeinsam mit den Blättern auch Frühfeigen hervortreibt, die später abfallen.

Adam und Eva und der Feigenbaum

Adam und Eva hatten der Schlange mehr geglaubt als Gott. Ihre Rebellion brachte sie zur Erkenntnis, dass sie nackt waren, und sie schämten sich. Um ihre Tat zu verbergen, suchten sie Hilfe beim Feigenbaum. Sie machten sich mit Hilfe seiner großen Blätter einen Schurz und bedeckten damit ihre Nacktheit.

Bis heute sucht der durch seine Rebellion von Gott getrennte Mensch „Feigenblätter”, um seine Schuld vor sich und anderen zu verbergen. Aber noch ein anderes Elend nahm seinen Lauf. Adam schob seine Schuld auf „die Frau, die Du mir zur Seite gabst”. Somit gab er Eva und Gott die Schuld. Aber Eva lernte schnell und schob die Schuld auf die Schlange, und dieses Abschieben von Schuld ist seither in den menschlichen Genen.

Yeschua und der Feigenbaum der keine Früchte trug 

In Matthäus 21 lesen wir, wie Yeschua in Jerusalem einzog und die Prophetie in Sacharja 8:9  erfüllte. Die Volksmenge jubelte ihm zwar zu, aber der Tempel war zu einem Kaufhaus verkommen (Vers 12). Yeschua vertrieb alle Käufer, Verkäufer und Geldwechsler, doch er fand in dem Tempel Gottes nicht die Frucht, die er suchte. Da wurde nur mit „Feigenblättern” gehandelt.

Am nächsten Tag war er wieder auf dem Weg  nach Jerusalem und es hungerte ihn. Und als er einen Feigenbaum am Weg sah, suchte er daran nach Feigen, doch „er fand nur Blätter an ihm.” Aufgrund dieses Berichts hat sich unser Verständnis betreffs dieses Feigenbaums geöffnet, der zwar Blätter hervorbringt aber keine Früchte trägt. Eigentlich hätte er ja schon Frühfeigen tragen sollen, die normalerweise gleichzeitig mit den ersten Blättern hervortreiben.

Wie wir alle wissen, verfluchte Yeschua den fruchtlosen Feigenbaum. Wir verbinden diese Verfluchung mit dem Hinauswurf von Adam und Eva aus dem Paradies. Den ungestillten Hunger Yeschuas verbinden wir mit Gottes Begehr nach der Frucht, die er in unserem Leben zu finden hofft.

Doch was ist nun diese Frucht?

Drei und ein halbes Jahr hatte Yeschua in Israel gedient.  Er hatte Kranke geheilt, Befreiung jeglicher Art von Belastungen gewirkt, Not gelindert und Gebundene befreit.  Er hatte Israel das Herz Gottes offenbart und sie die Wahrheit gelehrt, ihre Irrtümer aufgedeckt und ihr falsches Verständnis korrigiert. Er hatte den Weg zur Wahrheit und zum Leben geoffenbart, und die ganze Zeit hindurch suchte er nach der Frucht, welche auch Gott sucht. Er suchte nicht die Blätter der Theologie, auch nicht die menschlichen Lehren, nicht die Entschuldigungen noch die Rechtfertigungen. Menschliche Maßnahmen können den Schaden nicht zudecken, den die Sünde verursacht.

Die Antwort von Johannes dem Täufer

Johannes’ Botschaft ist an alle gerichtet, die seine Worte in Matthäus 3:2+8 lesen.

Johannes der Täufer predigte in der Wüste und sprach: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen”, und:  „bringt nun der Buße würdige Frucht und beginnt nicht, bei euch selbst zu sagen. Wir haben Abraham zum Vater.”

Yeschua suchte damals nach süßen Feigen. Er suchte in Israel die Buße, Umkehr und Hinwendung zu Gott. Was Yeschua tat, ist mehr als Geschichte. Genauso wie seine Gleichnisse, so ist auch das ganze Leben Yeschuas eine Botschaft an uns. Sein Leben war eine durchgehende Prophetie-Handlung. Das gilt auch für sein Handeln am Feigenbaum.

Der Feigenbaum ist, seit Adam und Eva sich darin versteckten, ein Symbol für den gefallenen Menschen. Jeder einzelne von uns wird von Gott durchsucht nach der Frucht der Buße.

Verstecken wir unsere Sünde unter Blättern religiöser Überzeugungen und Übungen, oder bringen wir die von Gott erwünschten Früchte der echten Buße? Leben wir in der ständigen Bereitschaft zur Umkehr?

Es gibt viele Arten zu sagen; „Wir haben Abraham zum Vater.” Aber damit bedecken wir uns nur mit Feigenblättern, wie es auch die Juden der Tage Yeschuas taten.

Yeschua, Nathanael und der Feigenbaum

In Johannes 1:47–51 lesen wir von der Begegnung zwischen Yeschua und Nathanael, wo Yeschuas Erwähnung des Feigenbaums Nathanael zum Ausruf bewegt: „Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels!” Genauso erstaunlich ist auch, wie Yeschua Nathanael begrüßt: „Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in welchem kein Trug ist.”

Der Feigenbaum enthält die Erklärung für diese Worte. Er erklärt uns, was im Herzen von Nathanael vor sich gegangen sein muss, als er unter dem Feigenbaum saß. Er tat genau das, wofür die Frucht des Feigenbaums steht. Er hat vor Gott sein Herz ausgeschüttet, seine Fehler, Sünden und Mängel bekannt und sich ausgestreckt nach der Vergebung. Er hat zu Gott nach seinem Erlöser gerufen, dem Messias Israels, der kommen sollte. Yeschua sagte zu ihm: „In dir ist kein Trug”, weil Nathanael aufgehört hatte, sich herauszureden. Er brachte die von Gott gesuchte und begehrte, süße Frucht des bußfertigen Herzens hervor!

Die Frucht der Buße führt zu Versöhnung, Heilung, Erquickung und Freude

Im Alten Testament kommt der Begriff „Feigenkuchen” fünf Mal vor. Es ist vorteilhaft, sich diese Stellen genauer anzusehen, und zwar mit dem Verständnis, dass die Feige ein Symbol für die Buße ist. Dadurch erhalten diese Texte eine ganz neue Tiefe.

1. Samuel 25:2-35 (18)

Nabal verweigert David und seinen Männern die Bezahlung für deren Dienst. Daraufhin macht sich David auf um Nabal zu töten. Aber Abigail, Nabals Frau, bringt ihnen Proviant und 200 Feigenkuchen als Versöhnungsgeschenk, und sie hat Erfolg. Buße bringt Versöhnung.

1. Samuel 30:11-12

David findet einen erschöpften Mann, der 3 Tage und 3 Nächte nichts gegessen hatte. Er gibt ihm Wasser, Brot, Feigenkuchen und Rosinenkuchen, und sein Geist wird belebt. Buße bringt Belebung für den niedergeschlagenen Geist.

2.Könige 20:1-7 und Jesaja 38:1-21

König Hiskia ist todkrank. Der Prophet Jesaja wird von Gott geschickt um ihm zu sagen: „Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht genesen”. Doch Hiskia wendet sich mit vielen Tränen an Gott. Er spricht ein Herz ergreifendes Gebet in Jesaja 38:10-20:

„O Herr, mir ist bange! Tritt als Bürge für mich ein! … Du, du zogest meine Seele aus der Grube; denn alle meine Sünden hast du hinter deinen Rücken geworfen.” Daraufhin schenkt Gott Hiskia noch 15 Lebensjahre. Jesaja ordnet an, dass man einen Feigenkuchen als Pflaster auf das Geschwür legen solle, damit er genese.  Buße bringt Heilung.

1. Chronik 12:39-40

David wurde in dem vorausgehenden Kapitel zum König über ganz Israel gekrönt. Nun feiert alles Volk, und sie bereiten einander ein Fest. Unter den Köstlichkeiten welche sie bringen, ist auch Feigenkuchen.  Wo Buße ist, ist Freude.

Yeschua sagt: „So wird Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht nötig haben.” Lukas 15:7

Noch ein Gedanke zum Abschluss

Wie gut die Feigenernte wird, hängt sehr stark von der Sommerhitze ab. Wenn auch für uns Menschen die israelische Sommerhitze oft schwer zu ertragen ist, so ist sie doch genau das Klima, welches die Feigen so richtig süß werden lässt.

Und in Zeiten der Not, Bedrängnis und Krankheit, wenn Gottes Hand schwer auf uns lastet, sind wir da nicht auch eher bereit zu Umkehr und Buße?

Liebe Geschwister, lasst uns ein Feigenbaum sein, der die begehrte Frucht bringt und seinem Besitzer Freude bereitet!  

Das Gleichnis vom Feigenbaum aus Lukas 13:6-9 endet mit folgenden, ernsten Worten: Herr, laß ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn graben und Dünger legen werde; und wenn er etwa Frucht bringen wird, gut, wenn aber nicht, so magst du ihn künftig abhauen.”