Nachfolge

Begriff

In der Regel kennen nur wahre Christen den Begriff der Nachfolge Yeschuas. Kaum je wird ein Nichtchrist einen Christen als Nachfolger Yeschuas bezeichnen. Juden hier in Israel verstehen in der Regel unter der Bezeichnung „Christ“ jemanden, der zur Katholischen Kirche gehört. Nur selten wird jemand von ihnen zu unterscheiden wissen zwischen einzelnen Denominationen des Christentums, geschweige denn zwischen Namenschristen und wahren Christen.

In unseren Evaluationen von christlichen Paradigmen unterscheiden wir Namenschristen von wahren Christen. Als Namenschrist bezeichnen wir Menschen, die zwar als Christen registriert sind, aber ihr Leben unterscheidet sich kaum von jenem der Nichtchristen, von welchen sie umgeben sind. Ein echter Christ ist ein Nachfolger Yeschuas, der die Herrschaft Yeschuas in jedem Bereich seines Lebens sowie den Willen Gottes bei allen Entscheidungen sucht, seien sie klein oder gross.

Nachfolge ist ein Begriff der die beständige Tätigkeit eines Jüngers, Schülers oder Studenten Yeschuas beschreibt. Der Herr Selbst hat Seine Nachfolger תלמידים „Talmidim“ genannt, das ist die Mehrzahl von תלמיד „Talmid“, was einen Schüler oder Studenten bezeichnet. Wenn Yeschua einen Menschen in die Nachfolge rief, dann bedeutete das für jenen Menschen, daß er ein Student Yeschuas werden durfte, was ein großes Vorrecht war, aber auch ein Risiko bedeutete. Wer diese Einladung annahm, ließ sein früheres Leben hinter sich. Vor allem jene, die ganz von Anfang an dabei waren, konnten noch nicht wissen, was auf sie zukommen würde. Der Apostel Petrus fasste dieses Risiko in folgende Worte:

…Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was wird uns nun werden? (Matt. 19:27 ELB)

Nachfolge Yeschuas bedeutet auch heute noch ein Aufgeben des früheren Lebens mit dem Ziel, von nun an ganz und gar mit dem Herrn Yeschua unterwegs zu sein und von Ihm allein zu lernen. Der Nachfolger, Jünger oder Schüler zeichnet sich dadurch aus, dass sein Ohr ausschließlich seinem Meister zugewandt ist. Er ist „ganz Ohr“, wie Jesaja sagt:

„Er weckt mich, ja Morgen für Morgen weckt er mir das Ohr, damit ich höre, wie Jünger hören.“ (Jes. 50:4 ELB)

Missverständnis

So wie der Glaube oft missverstanden wird als etwas, was sich im Kopf abspiele (vgl. unseren Rundbrief zum Paradigma „Glaube“), wird auch die Nachfolge von vielen als etwas missverstanden, was nur unsere inneren Überzeugungen betreffe. Aber tatsächlich kann eine Nachfolge, welche nicht äußerlich gelebt wird, auch innerlich nicht vorhanden sein.

Ich kann nicht äußerlich jemanden belügen und gleichzeitig innerlich ein ehrlicher Mensch sein. Wie oft hören wir Erwachsene einem Kleinkind Unwahrheiten erzählen, sei es mit der Absicht, sie zu schützen, sei es aber auch im Scherz. In Gottes Augen ist solches Verhalten Sünde und ein großes Übel. Wer lügt, der ist ein Lügner.

Ein Nachfolger Yeschuas zeichnet sich unter anderen Dingen dadurch aus, daß er die Lüge hasst, und daß er die Wahrheit auch dann vertritt, wenn sie ihm vordergründig und offensichtlich zu schaden scheint.

Biblische Grundlage

Nachfolge ist eine Praxis, die in Israel schon lange vor der Fleischwerdung des Gottessohnes gepflegt wurde. Nachfolge ist ein wertfreier Begriff, und daher ist ein Nachfolger nicht aufgrund der Nachfolge an sich gerechtfertigt oder verdammt, sondern einzig durch den, der ihn führt. Ein Mensch, der im Gefolge Satans steht, wird am Ende mit Satan vernichtet werden, aber ein Mensch, der Yeschua dem Maschiach nachfolgt, wird am Ende mit Ihm ewig leben und regieren.

Wenn mir jemand dient, so folge er mir nach! Und wo ich bin, da wird auch mein Diener sein. Wenn mir jemand dient, so wird der Vater ihn ehren. (Joh. 12:26 ELB)

Wir sprechen unter dem Paradigma „Glaube“ über Abraham. Er war eigentlich ein Nachfolger Yeschuas, lange vor Dessen Fleischwerdung, denn er folgte Gott. In vergleichbarer Weise war Kain ein Nachfolger Satans, und als solcher hat er die Werke Satans vollbracht. Aus Kains Gefolgschaft kommen viele Dinge, welche die moderne Welt charakterisieren, in der wir heute leben. Die meisten Menschen verehren menschliche Technologie. Die Erkenntnisse der menschlichen Wissenschaft werden von vielen als die letzte Wahrheit angesehen. Menschliche Werte und Gefühle, ja sogar menschliche Perversionen sind inzwischen unter der Maske des Humanismus als würdige Instanzen in die Gesellschaft und die Gesetzgebung einverleibt worden, während gleichzeitig die Wahrheit Gottes von denselben Instanzen in den Schmutz gezogen und verzerrt wird. Der Angriff auf die Wahrheit Gottes ist so breitgefächert und überwältigend, daß wir dafür nur einen Begriff haben, der dies wirklich beschreibt: Apokalyptisch!

Nachfolge ist heute wieder eine mutige Tat wie damals in den Tagen Yeschuas und der Apostel, ein echtes Risiko für Ruf, Lebensunterhalt und Gesundheit. Wer den Schritt in die Nachfolge mit ganzem Herzen tut, wird die Folgen zu spüren bekommen. Wer die Folgen nicht spürt, sollte mit sich selbst vor Gott in die Prüfung gehen, um herauszufinden, was mit seiner Nachfolge nicht stimmt, und er sollte sein Leben ordnen.

Alle aber auch, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden. (2. Tim.3:12 ELB)

Bedingung

Wer das Richtige tut, ist nicht notwendigerweise ein Nachfolger Yeschuas. Das Richtige zu tun kann jedoch der Einstieg in die Nachfolge sein. Sehen wir uns zu diesem Punkt das Gespräch Yeschuas mit dem reichen Mann im Evangelium nach Markus an:

Und es fragte ihn ein Oberster und sprach: Guter Lehrer, was muß ich getan haben, um ewiges Leben zu erben?  Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut, als nur einer, Gott.  Die Gebote weißt du: «Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis geben; ehre deinen Vater und die Mutter!»  Er aber sprach: Dies alles habe ich befolgt von meiner Jugend an.  Als aber Jesus dies hörte, sprach er zu ihm: Eins fehlt dir noch: verkaufe alles, was du hast, und verteile den Erlös an die Armen, und du wirst einen Schatz in den Himmeln haben, und komm, folge mir nach!  Als er aber dies hörte, wurde er sehr betrübt, denn er war sehr reich.  Als aber Jesus sah, daß er sehr betrübt wurde, sprach er: Wie schwer werden die, welche Güter haben, in das Reich Gottes hineinkommen!  Denn es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als daß ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt. Es sprachen aber, die es hörten: Und wer kann dann errettet werden?  Er aber sprach: Was bei Menschen unmöglich ist, ist möglich bei Gott.  Petrus aber sprach: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.  Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlassen hat um des Reiches Gottes willen,  der nicht Vielfältiges empfangen wird in dieser Zeit und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben. (Lk. 18:18-30 ELB)

Nachfolge kam für diesen Mann mit der Bedingung, sein früheres Leben, seinen Reichtum und seinen Einfluss aufzugeben. In Vers 18 erfahren wir, daß dieser Mann ein Oberster in Israel war, und daher war er wohl kein Jüngling mehr sondern ein gesetzter Mann, der sich etwas in seinem Leben aufgebaut hatte.

Es ist kein Zufall, daß diese Geschichte oft mit den Worten „Der reiche Jüngling“ übertitelt wird. Mit diesem Titel wird der Stachel für jene entfernt, welche in der Mitte ihres Lebens plötzlich den Anspruch Yeschuas hören, Ihm nachzufolgen. Was immer die Situation eines Menschen sein mag, den Yeschua in die Nachfolge ruft: die Bedingung ist nicht allein, dass er christliche Gebote und Ordnungen befolgt, sondern daß er vor allem ein hörendes Ohr sowie ein gehorsames und treues Herz hat, damit er den Aufruf Yeschuas hören und ihm Folge leisten kann, und damit er alle damit verbundenen Konsequenzen zu tragen bereit ist.

Entscheidung

Wer in die Nachfolge gerufen wird, muss Yeschua schon im Vorfeld des Aufrufs genügend gut kennen, damit er zu einer wahren Nachfolge kommt. Diese Entscheidung soll den Rest seines Lebens unter Yeschuas Beobachtung und Führung bringen, denn das ist das wahre Christentum.

Wir können nicht geteilt sein in unserer Nachfolge. Wenn unser Herz Yeschua nicht ganz  gehört, dann gehört es Ihm eigentlich gar nicht. Das mag hart klingen, aber es ist die reine Wahrheit. Wir können nicht zwei Herren dienen. Wir werden den Einen lieben und den Anderen hassen. Mein Pflegevater hat Ordnungszahlen immer so gezählt: der erste, der andere, der dritte… Wenn wir neben Yeschua noch andere Herren haben, dann wird Yeschua immer den zweiten Platz bekommen. Er wird immer der Andere sein. Aber Yeschua wird diesen Platz nicht annehmen. Er wird draußen bleiben und so lange anklopfen, bis Er den ersten Platz bekommt und als Einziger regiert. Und wenn wir nicht alles dafür aufwenden, damit Er in Führung und wir in der Nachfolge bleiben, dann wird eines Tages der Vorhang für immer fallen, und unser Platz wird ein sehr heißer sein.

Ein Christ, der nicht ein Nachfolger Yeschuas ist, ist wie eine dumme, hohle Nuss. Wenn man solche Nüsse schlägt, kommt hässlicher, schwarzer Staub heraus, und anstatt Ge-Nuss bleibt ein schlechter Geschmack in Nase und Mund. Wenn die Nähe zu Christus fehlt, ist alles was vom Christen-tum übrigbleibt nur noch tum, Mittelhochdeutsch für dumm, hohl und stinkig.

Ziel und Inhalt

Ziel und Inhalt der Nachfolge ist Yeschua. Paulus hat es so ausgedrückt:

Aber was auch immer mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust gehalten;  ja wirklich, ich halte auch alles für Verlust um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, willen, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck halte, damit ich Christus gewinne  und in ihm gefunden werde – indem ich nicht meine Gerechtigkeit habe, die aus dem Gesetz ist, sondern die durch den Glauben an Christus, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens –  um ihn und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden zu erkennen, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde, (Phil. 3:7-10 ELB)

Wir, Yeschuas Schüler sollen nichts erstreben außer Ihn und Seinen Willen. Wer Yeschua hat, hat alles, und wer Ihn nicht hat, der hat nichts, auch wenn er alle Gaben des Geistes hätte, sodass er Tote auferweckte, Dämonen austriebe und alle Arten von Wundertaten vollbrächte.

Lasst uns Nachfolger Yeschuas sein und in Seiner Nähe bleiben! Lass dich auf nichts ein, was dich von Ihm entfernen könnte. Ergreife keinen Beruf, der dich zwingt, auch nur für einen Moment zu vergessen, Wem du dienst. Und wenn du einen Beruf hast, der dich an der Nachfolge hindert, dann gib ihn lieber heute auf als morgen!

Und ein jeder, der irgend verlassen hat Häuser, oder Brüder, oder Schwestern, oder Vater, oder Mutter, oder Weib, oder Kinder, oder Äcker um meines Namens willen, wird hundertfältig empfangen und ewiges Leben erben.  Aber viele Erste werden Letzte, und Letzte Erste sein. (Matt. 19:29-30 ELO)

Das Ziel der Nachfolge soll nicht sein, ein guter Mensch zu sein. Gut sein zu wollen kann der wahren Nachfolge sogar hinderlich werden. Yeschua wird manchmal von uns Dinge verlangen, die uns in den Augen von Betrachtern schlecht aussehen lassen. Manchmal wird er uns Dinge machen heißen, wofür man uns verachten wird. Vielleicht wird man uns sogar wegen unseres Gehorsams aus der Gemeinde ausschließen, so wie den geheilten Blindgeborenen. Dieser hat gemäß seiner Ergebenheit an Yeschua geredet, und wurde dafür aus der Synagoge ausgeschlossen.

Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du bist ganz in Sünden geboren, und du lehrst uns? Und sie warfen ihn hinaus.  Jesus hörte, daß sie ihn hinausgeworfen hatten; und als er ihn fand, sprach er: Glaubst du an den Sohn des Menschen?  Er antwortete und sprach: Und wer ist es, Herr, daß ich an ihn glaube?  Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist es.  Er aber sprach: Ich glaube, Herr. Und er warf sich vor ihm nieder.  Und Jesus sprach: Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen, damit die Nichtsehenden sehen und die Sehenden blind werden. (Joh. 9:34-39 ELB)

Yeschua nicht aus den Augen verlieren

Wir dürfen Yeschua weder vorauslaufen, noch dürfen wir Ihn aus den Augen verlieren. Wenn wir Ihm vorauseilen, merken wir nicht, wenn Er eine Abzweigung nimmt, und wir befinden uns dann sehr schnell  in der Gesellschaft Satans und seiner Spießgesellen wieder. Wir wissen nicht im Voraus, wo der Herr als nächstes mit uns hingehen will. Er wird uns immer nur einen kleinen Ausblick gewähren, oder auch gar keinen. Das tut Er, damit wir in Seiner Nähe bleiben.

Wir dürfen uns auch nicht ablenken lassen. Die gedankliche Ausrichtung auf den Herrn in unserem Alltag ist wohl die größte Herausforderung von allen. Aber sie ist unbedingt notwendig, denn wenn wir Ihn  vergessen, sind wir jeden Moment in der Irre.

König David sagt es so:

Ich habe den HERRN stets vor Augen; weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken. Ps.16:8